Holocaust Gedenktag

Am heutigen Holocaust Gedenktag, dem 27. Januar, möchte ich euch auf ein Buch aufmerksam machen, in welchem der Autor Achim Doerfer sich mit der vermeintlichen Aufarbeitung des Holocaust in Deutschland auseinandersetzt. Die Erkenntnisse, die man aus dieser Lektüre gewinnt, sind schlichtweg ernüchternd, wenn nicht sogar skandalös. In drei Teilen geht er folgenden Fragen nach:

I. Jüdischer Widerstand und jüdische Rache

II. Das Versagen der deutschen Politik und Justiz nach 1945

III. Das Märchen deutsch-jüdischer Versöhnung

Ich habe mich als Geschichtslehrer immer wieder mit dem Holocaust auseinandergesetzt und meinen Schülern teils schwere Kost in Bild und Text vorgesetzt. Das Buch von Doerfer relativiert und korrigiert nun gerade die Opferrolle der Jüdinnen und Juden, die ihnen die Geschichtsschreibung zuweist. Vielmehr legt der Verfasser den Schwerpunkt auf den jüdischen Widerstand während der Nazi-Herrschaft sowie die gescheiterte Wiedergutmachung nach dem Krieg  und eine echte Versöhnung, die bis heute nicht stattgefunden hat.

Die Zahlen und Fakten, die Doerfer (Jg. 1965) uns auftischt, entnimmt er diversen Quellen, welche die jüdische Perspektive darlegen, die mir bis anhin verborgen blieb. Es ist eine streckenweise unerträgliche Lektüre, wenn man z.B. vorgerechnet bekommt, dass verurteilte Täter pro ermordeten Menschen im Durchschnitt gerade mal 10 Tage Gefängnis erhielten. Auch die Wiedereingliederung ehemaliger Nazi-Grössen in die deutsche Nachkriegspolitik und -wirtschaft ist und bleibt ein Skandal. Ein Buch also, das für jeden Historiker Pflichtlektüre sein sollte, aber auch für Geschichtsinteressierte eine wahre Erleuchtung darstellt.

 

Achim Doerfer, “Irgendjemand musste die Täter ja bestrafen”, Die Rache der Juden, das Versagen der deutschen Justiz nach 1945 und das Märchen deutsch-jüdischer Versöhnung, Kiepenheuer & Witsch

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert