In den westlichen Gesellschaften hat das Christentum gerade einen schweren Stand. Eine Welle von Austritten plagen die Landeskirchen, vorab die katholischen sowie die reformierten Kirchgemeinden. Die Missbrauchsfälle oder die Steuern sind dabei willkommene Anlässe, um der Kirche den Rücken zuzudrehen. Die Ursachen dafür liegen jedoch tiefer. Immer mehr Menschen haben den Zugang nicht nur zu ihrer Kirche, sondern auch zum Glauben verloren. Vielleicht nicht ganz, denn viele von ihnen geben an, an eine höhere Macht, ans Universum, an eine Art Gottheit zu glauben. Aber mit dem Christentum wollen die meisten von ihnen nichts mehr zu tun haben.
All diesen Menschen empfehle ich die Lektüre des Buches “Wie die Luft, die wir atmen” von Glen Scrivener, der auf sachliche Art und Weise die Bedeutung des Christentums für die menschlichen Werte beschreibt, welche nicht nur in den westlichen Gesellschaften hochgehalten werden. Es gelingt ihm hervorragend, die Geschichte der sieben Themen Gleichheit, Barmherzigkeit, Freiwilligkeit, Aufklärung, Wissenschaft, Freiheit und Fortschritt aus christlicher Perspektive zu analysieren. Seine kohärenten und gut verständlichen Ausführungen bieten Erklärungen für die nach wie vor zentrale Bedeutung des Christentums in unseren Gesellschaften. Indem er sich zu kirchen- und religionskritischen Fragen äussert, vermeidet er es gezielt, in eine evangelikale oder gar esoterische Ecke abzudriften. Die unzähligen Zitate von Persönlichkeiten wie Thomas Jefferson, Albert Einstein oder Martin Luther King verleihen dem Buch ein zusätzliches Gewicht. Auch die ausgewählten Bibelstellen dienen als Beweise seiner Thesen, dass unsere Gesetze und Regeln sowie unser alltägliches Verhalten auf dem Christentum basieren – ob wir es glauben oder nicht.
Das Fazit: Die Luft, die wir atmen, ist für uns ebenso selbstverständlich wie das Wasser für die Fische. Wir nehmen sie zu wenig wahr und sind uns nicht mehr bewusst, woher sie kommt und warum sie uns am Leben erhält. Ebenso verhält es sich mit dem Christentum. Es hat unsere Gesellschaften seit der Antike verändert und geprägt, so dass es heute an der Zeit ist, uns auf dessen Wurzeln und Strahlkraft zu besinnen.
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