Wenn man heutzutage die Presseberichte über China liest und die Spannungen zwischen dem Westen und dem Reich der Mitte wahrnimmt, kommt man schnell zum Schluss, dass dieses gewaltige Land für uns eine unverständliche Geschichte und Kultur besitzt. Auch das Volk ist uns fremd, wenn wir es auf die Touristenströme in unseren Städten und Bergen reduziert. In Tat und Wahrheit jedoch führt nur eine historische und kulturelle Auseinandersetzung mit dem Land zu einem tieferen Verständnis gegenüber China. Glücklicherweise gibt es seit Kurzem ein Werk, das auch für ein weniger lesefreudiges Publikum verfasst worden ist: Chinas Geschichte im Comic. Ich brauchte gerade mal acht Abende, um mich durch die vier Bände dieses bebilderten Geschichtswerks zu arbeiten, wobei arbeiten das falsche Wort ist. Es ist ein echtes Vergnügen, die schwarz-weissen Bilder mit den einprägsamen Texten zu geniessen. Jeder der vier Bände führt uns über mehrere Jahrhunderte und zeigt uns die Geschichte eines Landes, das mal als Grossreich, mal als ein zersplittertes Staatswesen Bestand hatte, ähnlich der europäischen Geschichte. Anhand vieler historischer Figuren werden die Vorgänge rund um Politik, Wirtschaft und Gesellschaft abgehandelt. Obwohl der Kontakt mit dem Westen bereits im Mittelalter aufgenommen wurde, wird erst im 4. Band die Problematik des westlichen Imperialismus aufgerollt. Dabei wird auch klar, wie verletzt die chinesische Seele durch jene wirtschaftlichen und militärischen Interventionen wurde. Insofern werden der Leserin bzw. dem Leser auch die heutige Politik sowie die Haltung Chinas transparenter. Leider endet das Werk im Jahre 1912 mit dem Ende der Qing-Dynastie. Bleibt zu hoffen, dass uns einmal ein 5. Band die Zeitgeschichte Chinas im 20. und 21. Jahrhundert noch näher bringen wird!
Chinas Geschichte im Comic
Peter Joos
18. Juli 2023
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