Wenn heute Abend das zweite Halbfinale des ESC 2024 im schwedischen Malmö stattfindet, habe ich meine Favoritin schon im Vorfeld ausgewählt. Es ist Eden Golan aus Israel mit ihrem Song “Hurricane”, dessen Text umgeschrieben werden musste, weil er einen zu grossen politischen Bezug zum 7. Oktober hatte. Mehrere teilnehmende Länder votierten für einen Ausschluss Israels vom Wettbewerb wegen des Gazakriegs. Glücklicherweise liessen sich die Organisatoren nicht von diesen lauten Stimmen verunsichern, sondern sie setzten sich für die Musik als völkerverbindendes Element ein, unter anderem auch die Schweizer Delegation. Genau wie der Sport hat auch die Kunst die Aufgabe, Grenzen zu sprengen und neue Visionen zu entwickeln.
An die frühen Jahre des “Eurovision de la Chanson” kann ich mich gut erinnern, insbesondere an den Sieg von Udo Jürgens im Jahre 1966 mit seinem Megahit “Merci Chérie”. Es lohnt sich, einige der alten Aufnahmen anzuschauen, um sie mit dem heutigen Spektakel zu vergleichen. Damals lag der Fokus auf dem Lied, heute auf einer gigantischen Bühnenshow, bei der das musikalische Können der Songwriter und Interpreten oft zu wünschen übriglässt. Die zahlreichen schrägen Figuren überbieten sich mit abstrusen Outfits und Choreografien, welche die Qualität der Musik oftmals zweitrangig erscheinen lassen. Schade!
Deshalb hoffe ich auf Eden und ihren eindrücklichen und harmonischen Song “Hurricane”, obwohl die Geopolitik zurzeit nicht für Israel spricht. Wie der Schweizer Vertreter Nemo abschneiden wird, ist eine andere Geschichte, die ich hier nicht kommentieren möchte …
Nachtrag: Ein fünfter Platz für Eden Golan aus Israel ist beachtenswert und erfreulich und verdient meine Hochachtung. Alle, die für diese wunderschöne Ballade gestimmt haben, werden es nicht bereuen. Israel ist für mich am diesjährigen ESC der moralische Sieger und ich wünsche dem Land nichts sehnlicher als “Shalom Israel”!

ESC Eden Golan Hurricane Youtube

Bildquelle: SRF / Reuters