Ich gebe es offen zu: Ich kenne nur das eine Buch von Martina Clavadetscher, mit dem sie den diesjährigen Schweizer Buchpreis gewonnen hat. Der Titel: “Die Erfindung des Ungehorsams”. Gleich nach der Bekanntgabe der Gewinnerin habe ich beschlossen, wieder einmal Schweizer Literatur zu lesen, und zwar etwas Neues. Das Neuste. Das Beste! So komme ich auch direkt zu dieser Lektüre, die ich in wenigen Tagen verschlungen habe. Clavadetscher ist für mich die verdiente Siegerin des Wettbewerbs, auch wenn ich die Werke der anderen Kandidat*innen nicht gelesen habe. Was mich nämlich von Anfang an fasziniert hat, ist die Art und Weise ihrer Sprache. Es ist mehr als ein Schreibstil. Es ist Sprachkunst, Poetik obwohl Prosa. Auch das Schriftbild entspricht nicht dem gängigen Format eines Romans. Der Sprachfluss trägt einem fort und man wird durch die Geschichte getragen. Im Nu ist man am Ende angelangt. Erst dann überlegt man sich, worum es eigentlich ging bzw. geht. Und da beginnt für mich der andere Teil des Romans, welcher mich im Nachhinein weniger zufrieden stellt. Es geht um Roboter – Sexroboter genau genommen. Es geht um drei Frauen, die in verschiedenen Welten leben bzw. gelebt haben und doch miteinander verbunden sind. Es geht um Feminismus. Eine konstruierte Geschichte, die mehr von der Sprache als vom Inhalt lebt. Und trotzdem wert ist, gelesen zu werden.
Marina Clavadetscher, Die Erfindung des Ungehorsams, Roman, Unionsverlag
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