Peter Stamm: Das Archiv der Gefühle

Nach den Hinweisen auf lohnende Filmabende möchte ich euch auf das neuste Buch von Peter Stamm aufmerksam machen, welches ich innerhalb einer Woche verschlungen habe. Als passionierter Leser und pensionierter Lehrer habe ich jedoch kaum tagsüber Zeit zum Lesen literarischer Texte 😉 Deshalb gehört die abendliche Lektüre zu meinem normalen Tagesablauf wie Zähneputzen, Essen, Bewegung oder Schlafen. Klappt es mal nicht mit Schlafen, dann lese ich eine Zeitlang mitten in der Nacht, bis mich die Müdigkeit wieder übermannt. Auf diese Weise schaffe ich pro Woche locker ein paar hundert Seiten …

Nun aber zum Buch «Das Archiv der Gefühle». Eine einfache Story, die Peter Stamm erzählt. Der Ich-Erzähler hält im Alter zwischen 50 und 60 Jahren Rückschau auf sein Leben, das sehr geordnet verlaufen ist. Zeitlebens hat er beruflich bei einer Zeitung das Archiv betreut, welches er sogar nach seiner Kündigung privat übernehmen und bei sich zu Hause installieren durfte. Für alles und jedes gibt es da Mappen, in denen er analoge Dokumente, Texte und Bilder, einordnet und aufbewahrt. Aber auch sein soziales Leben gleicht einem Archiv, welches die emotionalen Seiten weitgehend ausschliesst. Auf diese Weise erfahren wir viele Einzelheiten aus der Kindheit, der Jugendzeit sowie dem Erwachsenenleben des Protagonisten (biografische Parallelen höchstwahrscheinlich nicht ausgeschlossen). Im Mittelpunkt der Story steht seine unglückliche Liebe zu seiner Jugendliebe Franziska, die als Sängerin mit Namen Fabienne Erfolg hatte. Sie verlieren sich jedoch aus den Augen und knapp 30 Jahre später treffen sie nun erneut aufeinander. Welche Bedeutung hat dies für ihr Leben, für ihre Existenz? Dieser Frage geht Stamm in seinem Roman eindringlich und gekonnt nach.

Spannend, anschaulich und kurzweilig erzählt, hält einen die Geschichte bis zum überraschenden Ende im Griff. Die Hauptfigur durchläuft eine Zeit der Läuterung, indem er Rückschau hält, aber auch vorwärtsschreitet. Ein passendes Leitwort zum neuen Jahr, finde ich, welches uns als Leitschnur durchs 2022 führen könnte.

Peter Joos

16. Januar 2022

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