Der erst kürzlich ins Deutsche übersetzte Roman «Strandliebe» der israelischen Autorin Michal Govrin aus dem Jahr 2013 hat es in sich: Ihre Geschichte spielt in den 60er Jahren in der Siedlung Aschkelon an der Küste Israels, unweit des Gazastreifens. Wer jetzt jedoch eine politische Standortbestimmung erwartet, liegt falsch. Michal Govrin erschafft und begleitet ihre Figuren äusserlich, aber vor allem auch innerlich, und lässt auf diese Art und Weise die damalige Stimmung in der multikulturellen Gesellschaft Israels aufleben. Dabei legt sie Wert auf die unterschiedlichen Beziehungen, die zwischen den Charakteren entstehen und welche sich dynamisch entwickeln und verändern. Mit einer poetischen Sprache versteht sie es, die damalige Gegenwart mit der Vergangenheit zu verbinden – viele der Neuankömmlinge von damals waren Shoaüberlebende, die sich in den Kibbuzim und Moschawin ein besseres Leben, eine neue Zukunft aufbauen wollten.
Das rund 380 Seiten starke Werk hält einen in Atem, nicht nur dank der spannenden Handlung, sondern auch aufgrund der wunderschönen Landschafts- und Naturbeschreibungen. Govrin durchleuchtet ihre Gestalten immer wieder von Neuem und lässt uns an der Verwandlung der drei Hauptpersonen, Esther, Moïse und Alejandro, teilnehmen. Die Poesie und die Musik ihrer Sprache durchfliesst den ganzen Roman und lässt im reiferen Leser auch längst vergangene Bilder aus früheren Zeiten wieder aufleben. Nicht nur Beziehungen sind nämlich dynamisch, sondern auch die Liebe, die uns mit den Menschen verbindet und unsere Herzen berührt.
Ein sehr lesenswertes Buch, nicht nur für Israelfreunde …
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