Während eines dreitägigen Spitalaufenthalts habe ich Elke Heidenreichs Buch übers Altern verschlungen und mich dabei köstlich amüsiert. Naja, mit 75 Lenzen ist man ja mittendrin – im Altern! Heidenreich war beim Schreiben des Buchs bereits 80 Jahre alt (Jg. 1943), sie ist somit sieben Jahre älter als ich. Ihre Gedanken und Ausführungen decken sich jedoch grösstenteils mit meinen Feststellungen und Wahrnehmungen. Altern ist in erster Linie ein Bewusstwerdungsprozess, der eigentlich während des ganzen Lebens abläuft. Wir “altern” ab dem Zeitpunkt unserer Geburt, wenn auch das Wachstum in einer ersten Phase dominiert. Gewisse Organe beginnen jedoch schon sehr früh zu altern, schauen wir uns nur einmal die SpitzensportlerInnen an. Mit 30, spätestens mit 40 Jahren ist es aus – zumindest körperlich. Danach müssen sich die Cracks neu erfinden und eine zweite Karriere starten, was nicht allen immer wunschgemäss gelingt. Bei Normalos wie mir findet der Alterungsprozess in Etappen statt, was auch Heidenreich in ihrem lesenswerten Buch feststellt. Klar ist sie eine Frau und ihr Lebensweg entspricht nicht meinem. Aber viele Momentaufnahmen gleichen sich doch sehr. Kindheit, Jugend, frühes Erwachsensein und einsetzendes Altern verlaufen bei den meisten (gesunden) Menschen ähnlich. Was mir an ihrem Buch vor allem gefällt, sind die zahlreichen Zitate, die sie einstreut, um dem Alterungsprozess auf die Spur zu kommen, nicht nur körperlich, sondern auch geistig und seelisch. Dadurch verliert jener auch viel von seinem bedrohlichen Aspekt, inkl. den Themen Sterben und Tod. Sie setzt sich in ihrer eigenen Art direkt und sprachlich gekonnt mit dem Thema auseinander und bringt den Leser bzw. die Leserin immer wieder zum Schmunzeln.
Auf 110 Seiten gelingt es ihr, auf unterhaltsame und trotzdem tiefschürfende Art und Weise das Thema “Altern” zu beleuchten, ohne allzu viele gut gemeinte Ratschläge zu erteilen. Sie spricht über ihren Alltag, ihr langes, vergangenes Leben, die Höhen und Tiefen des Daseins, und schliesslich den Frieden, den sie mit ihrer Existenz geschlossen hat. Und ist es nicht genau das, was uns letztlich zu glücklichen alten Menschen werden lässt? Wir haben uns in jungen Jahren das Leben in der Tat manchmal ganz anders vorgestellt, sind immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt worden und daran gescheitert oder gereift. Der Blick zurück im Alter auf die verstrichenen Jahre, die vergangene Zeit ändert sich permanent. Nicht alles, was schlecht schien, war schlecht, aber auch nicht alles was gut lief, war im Endeffekt immer gut. Die Sichtweise aufs eigene Leben ändert sich laufend und damit auch der Sinn, den man in seiner Existenz erkennt. Insofern kann ich diese Lektüre all jenen empfehlen, die sich einmal mit dem Thema beschäftigen möchten, egal in welcher Phase des Altern man sich gerade befindet.
PS: Nicht nur ein Buch übers Altern, sondern auch ein Buch übers Jungbleiben!
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