Die Schildkröteninsel

Peter Joos - Die Schildkröteninsel

Der Roman basiert auf einer – im wahrsten Sinne des Wortes – verrückten Idee: Robinson Crusoe gelingt nach vielen Jahren der Einsamkeit auf einer Tropeninsel die Flucht zurück in die Zivilisation. Auf einem Containerschiff gelangt er zur Schildkröteninsel, die im Herzen von Europa liegt. Aber nebst der weiten Reise erlebt er auch einen Zeitsprung aus dem 17. ins 21. Jahrhundert und erfährt so, wie das Leben in einem Staat abläuft, der sich von jeglichen ausländischen Einflüssen abzuschotten versucht und dessen Einwohner ganz andere Wertvorstellungen haben als er. Der Roman ist Anfang 2016 im BoD Verlag erschienen und im Buchhandel als Taschenbuch sowie als E‑Book erhältlich.

Textauszug

Abschied und Rettung

In letzter Verzweiflung wagte ich einen erneuten Versuch, die verwunschene Insel Calora, auf der ich 28 Jahre, sechs Monate und zwölf Tage gefangen war, auf einem selbst gebauten Floss zu verlassen. Freitag und einige andere Dorfbewohner hatten mir geholfen, Bäume zu fällen und eine solides Floss zu zimmern. Kurz nach Sonnenaufgang verabschiedete ich mich von ihnen mit dem Ziel, zur weit entfernten Angel Island, meiner Heimat, zu gelangen. Die Sehnsucht danach zerriss mich und ich wünschte mir inständig, ein paar Jahre bis zu meinem Tod in meiner kleinen Heimatstadt zu verbringen, von der ich vor ewigen Zeiten aufgebrochen war, um die Welt zu entdecken. Aber es sollte anders kommen …

Wind und Strömung trieben mich langsam vom Ufer weg. Meine Augen hingen stundenlang an der kleinen Tropeninsel, auf der ich lange Zeit gefangen war, die aber trotzdem zu einer Art zweiten Heimat wurde. Viel hatte sich dort in all den Jahren ereignet, dass für mich ein Leben ausserhalb der Grenzen dieser Insel, die ich wegen der permanenten Hitze Calora nannte, kaum mehr vorstellbar war. Die schwachen Erinnerungen an meine Kindheit und Jugendzeit in einer ärmlichen Kleinstadt auf der Angel Island waren jedoch nicht vollständig gelöscht, Erinnerungen, die mich all die Jahre am Leben hielten und mir immer wieder neue Hoffnung verliehen.

Mehrere Male hatte ich versucht, in einem Einbaum oder auf einem Floss meinen Zufluchtsort zu verlassen. Aber jedes Mal warf mich die See schon nach kurzer Zeit an den Strand oder auf die Felsen zurück, wie wenn die Zeit für die Heimkehr noch nicht reif wäre. Ich akzeptierte das Urteil für einige Zeit, bis mich die Sehnsucht wieder packte und ich einen neuen Versuch wagte. Meine Mitbewohner konnten meine Unrast und Unruhe nie ganz verstehen, denn für sie war ein Leben ausserhalb der Insel schlicht unvorstellbar. Ausser einer Handvoll Schiffbrüchiger waren die meisten von ihnen auf Calora geboren worden und sie waren ein entbehrungsreiches Leben in einem einfachen, wenn auch geschützten Rahmen, gewohnt. Jeder war für den anderen da, weil man wusste, dass ein Überleben nur in der Gemeinschaft möglich war. Gemeinsam hatten wir Piraten und Kannibalen getrotzt, hatten Unwetter, Hunger und Durst überstanden und uns eine Heimat gebaut, auf die wir stolz waren und die wir bis in den Tod zu verteidigen bereit waren. Als Dank schenkten uns das Meer und die Insel alles, was wir zum Leben brauchten. Wir lebten vom Fischen, von Viehzucht und Ackerbau, aber auch von den wilden Früchten und Beeren, die im Tropenwald zu finden waren. Wenn uns keine Krankheiten plagten, unsere Vorräte voll waren und wir unseren Frieden hatten, wähnte ich mich gelegentlich in einem kleinen Paradies. Aber ein einziges Unwetter konnte unsere ganze Ernte vernichten, unsere Siedlungen zerstören und die Fluten rissen Mensch und Tier mit sich fort. Es gab keine Sicherheiten und man lobte aus diesem Grund den Tag niemals vor dem Abend.

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