Ukraine: 1000 Tage Krieg

Sind wir uns wirklich bewusst, dass seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine am 24. Februar 2022 bereits 1000 Tage verstrichen sind? Können wir effektiv nachvollziehen, was die Zivilbevölkerung, aber auch die abertausenden Soldaten auf beiden Seiten der Frontabschnitte jeden Tag erlitten haben und täglich aufs Neue erleiden? Haben wir uns nicht schon längst mit diesem Konflikt abgefunden – nicht gerade als Randnotiz in den täglichen News, sondern vielmehr als lästige Störung unseres Wohlbefindens – weitab vom Geschütz? Bei uns findet der Krieg doch in erster Linie in den Medien statt und nicht in den Schützengräben, im Schlamm und Morast, in der Nässe und Kälte, mit ungenügender, schlechter Ausrüstung und Verpflegung. Klar, die Kriegsbilder sprechen eine ganz andere Sprache als die gut gekleideten Politikerinnen und Politiker auf beiden Seiten, die über Krieg sprechen statt über einen Frieden zu verhandeln. Gestern haben die USA der Ukraine den Einsatz von weitreichenden Raketensysteme für Ziele in Russland erlaubt. Tatsächlich eine Gamechanger? Wohl eher eine weitere Drehung am Eskalationskarussell, was keine Hoffnungen weckt – ganz im Gegenteil.

Ein Frieden kommt nicht von allein, er stellt sich nicht einfach ein. Frieden muss erarbeitet, erkämpft werden, nicht mit Waffen, sondern mit Worten, mit Argumenten, mit einer Logik des Ausgleichs, in einer fairen Mediation. Die Anliegen der Beteiligten müssen ernstgenommen, auch jene der Gegenseite verstanden werden. Jeder Krieg hat eine lange Vorgeschichte. Auch sie muss in die Verhandlungen einfliessen. Mediale Auftritte allein schaffen noch keinen Ausgleich, keinen Frieden. Und je länger der Krieg dauert, desto schwieriger wird ein Friedensschluss. Selensky spielt die Rolle seines Lebens, seine Auftritte, seine Worte sind wohldurchdacht und finden Gehör – vor allem im Westen. Sein Gegenspieler Putin wird geächtet und sucht seine Partner im Süden und Osten der Welt. Isoliert ist er keineswegs.

Eine Einteilung der Welt in Gut und Böse ist der falsche Weg. Er verstärkt und vertieft die Gräben zwischen Nationen und Ländern. Solches Denken und entsprechende Handlungen müssen überwunden werden, um einander wieder näherzukommen. Genau hier könnte eine neutrale Schweiz ihre guten Dienste anbieten, aber unsere Politik hat sich leichtfertig gegen Russland gewendet. Die «Friedenskonferenz» auf dem Bürgenstock verdient ihren Namen nicht und auch die UNO ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Ihre Rolle in den aktuellen Konflikten ist höchst fragwürdig und umstritten. Eine neue Friedenskonferenz tut Not – eine neutrale Schweiz könnte die Initiative ergreifen und alle Parteien an einem runden Tisch versammeln. Wenn die Grossen in blinder Wut rasen, braucht es die Kleinen, um wieder Ruhe und Ordnung in die Welt zu bringen!

Bildquelle: Deutsche Welle

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