Ich habe mir lange überlegt, ob ich den nachfolgenden Beitrag nebst “Persönlich” sowie “Geschichte & Politik” eher der Rubrik “Medien” oder “Unterhaltung” zuordnen soll. Beides wäre wohl zutreffend, dreht sich doch das Karussell rund um die Nachfolge von SP-Bundesrat Alain Berset seit geraumer Zeit. Insgesamt fünf Männer und eine Frau haben sich schliesslich um einen von zwei Plätzen auf dem Ticket beworben. Und die Gewinner sind: Beat Jans (BS) und Jon Pult (GR)! Bestimmt eine gute Wahl, aber dass es fürs SP-Roulette insgesamt 18 Wahlgänge brauchte, ist nicht unbedingt nachvollziehbar. Mit ganzen 2 1/2 Stunden Verspätung begann die Medienkonferenz, die dann kurz und sec ausfiel. Man sah allen die Strapazen der vergangenen Stunden deutlich an. Immerhin war dieses Mal für die SP-Leitung die Zeit vor der finalen Entscheidung weniger stressig als vor einem Jahr, als sie nur Frauen fürs Ticket zuliessen. Der Verlierer hiess damals (wie heute): Daniel Jositsch. So kam es, wie es kommen musste: Dieses Jahr war Jekami angesagt. Mit Evi Allemann trat eine zwar noch junge, aber durchaus erfahrene Politikerin aus Bern an. Hätte sie sich die Mühe sparen können? Schwer zu sagen beim Zickzack-Kurs im Auswahlverfahren der SP.
Auch wenn das Zweierticket mit Jans und Pult überzeugt, bleibt doch ein schaler Nachgeschmack. Warum hat die SP bei der Nachfolge von Berset nicht von Anfang klar ein reines Männerticket gefordert? Warum sollen plötzlich zwei SP-Frauen im Bundesrat die sogenannte Gleichstellung sicherstellen? Hätte man vor einem Jahr Jositsch nebst Herzog zugelassen, wäre vielleicht doch Herzog anstelle von Baume-Schneider gewählt worden. Dann hätte man dieses Jahr auf Evi Allemann setzen können. Viel Konjunktiv – ich weiss, aber schon damals habe ich mich gefragt, ob die SP-Führung sich nicht selber ins Offside stellt. Die damalige Intervention, gefolgt von viel politischer Häme von links und rechts, hat der SP geschadet, selbst wenn sie die Wahlen 2023 relativ unbeschadet überstanden hat. Ob dadurch die Eintracht innerhalb der diversen Parteifraktionen erhalten bleibt, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen. Spätestens mit den BR-Wahlen vom 13. Dezember wird die Bundesversammlung die Karten neu mischen. Ob die Zauberformel dabei fallen wird, ist ungewiss. Ob bisherige Bundesräte bzw. -rätinnen abgewählt werden, noch ungewisser. Aber ausgeschlossen ist meiner Meinung nach nichts.
So gehen wir auf eine spannende BR-Gesamterneuerungswahl zu und ich hoffe, dass es nicht bei jeder Wahl zu 18 Wahlgängen kommen wird. Ansonsten müsste das Schweizer Fernsehen sein Programm für ein paar Tage umstellen … Für Unterhaltung wird auf jeden Fall gesorgt sein!
Bildquelle: SRF
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