In den letzten Tagen war von den Meteorologen immer wieder die Rede von einer möglichen Tropennacht mit Temperaturen von über 20 Grad. Naja, bei dieser Wärme halte ich normalerweise das Fenster meines Schlafzimmers sowie der anderen Zimmer inkl. Bad offen und geniesse die sanfte Brise, die durch die Wohnung bläst. Ich habe das Gefühl, draussen zu schlafen und höre dem Gebimmel der Kuhglocken sowie dem Rauschen des Regionalzugs zu, der in regelmässigen Abständen den See entlang vorbeifährt.

An die Tropen denke ich normalerweise nicht. Doch kürzlich kam mir wieder jene Nacht in Sinn, die ich im Februar 2003 in der Nähe von Rio de Janeiro auf einem Sitio, das ist ein Wochenendhaus, verbracht habe. Da wir rund ein halbes Dutzend Personen waren, wurden die Zimmer untereinander aufgeteilt und mir ein Einzelzimmer im Innern des Hauses zugesprochen. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass die Temperaturen im Hochsommer tagsüber gut und gerne mal die 40-Grad-Marke überschreiten, bei einer Luftfeuchtigkeit von gegen 100 Prozent.

Nun denn, nach dem letzten Caipirinha begab ich mich in mein Zimmer und legte mich aufs Bett. Ich trug bloss eine Short und brauchte auch nicht nach einem Duvet zu suchen. Es herrschte die gleiche Temperatur im Raum wie draussen, nur dass die warme Meeresbrise fehlte. Das Zimmer verfügte über eine Tür, jedoch keine Fenster. Ich lag auf einer Matratze und kam mir vor wie in einer finnischen Sauna. Das Atmen fiel mir schwer. Es gab auch keinen Ventilator, der vielleicht Abhilfe geschafft hätte. Also schwitzte ich vor mich hin und hoffte bald einzuschlafen. Gegen zwei Uhr morgens stand ich auf und suchte eine Dusche, die ich im Dunkeln aber nicht fand. Draussen war die Luft etwas angenehmer, aber die Temperatur schien immer noch weit jenseits der 30-Grad-Grenze.

An Schlafen war definitiv nicht zu denken. Kurz nach Sonnenaufgang erhob ich mich gerädert und entschied mich, keine zweite Nacht an diesem Ort zu verbringen. Ich sehnte mich nach dem Strand, nach einem kühlen Pool und einem Zimmer mit Klimaanlage.

Und die Moral der Geschichte: Wann immer in der Schweiz von Tropennächten die Rede ist, bekomme ich einen Lachkrampf. Dann denke ich, wie seltsam es ist, dass die Relationen auf unserer Erde so unterschiedlich sind!

Bildquelle: Deutscher Wetterdienst