Leserbrief zu Beijing 2022

Nach der heutigen Lektüre der Obwaldner (Luzerner) Wochenendzeitung konnte ich nicht anders, als auf die einseitige Berichterstattung über die Olympischen Spiele in Beijing mit dem nachstehenden Leserbrief zu reagieren. Statt sich mit dem reichhaltigen Erbe chinesischer Kultur zu beschäftigen, hagelt von Seiten der Medien lauter Kritik auf die von China organisierten Winterspiele 2022. Wenn wir die Bedeutung unserer sogenannten freiheitlich-westlichen Werte nicht sehr bald relativieren, überholen uns andere Staaten in zahlreichen Bereichen und Kompetenzen – nicht nur wirtschaftlich und militärisch. Unser globales Denken ist nach wie vor kolonialistisch, imperialistisch und vor allem europäisch – und in der Folge US-amerikanisch – geprägt. Kein Wunder, bringen wir so wenig Verständnis für andere Kulturen auf. Gerade die Medien sollten der Kritiksucht einzelner Staatsführer*innen und NGOs entgegentreten und deren Haltung sowie Eigeninteressen reflektieren. Zeit für ein Umdenken – Olympia wäre eine ideale Gelegenheit zur völkerverbindenden Besinnung.

Unsere westliche Sicht auf die Welt (Leserbrief)

Es ist lobenswert, dass sich in der Wochenendausgabe vom 5. Februar zahlreiche Beiträge mit den Olympischen Spielen in China befasst haben. Schade, dass sie über die ganze Ausgabe von Seite 2 bis Seite 42 verteilt waren. Gemeinsam war den unterschiedlichen Artikeln jedoch die äusserst kritische bis ablehnende Haltung gegenüber dem Veranstalterland China, das sich trotz einer politischen und medialen Vorverurteilung sowie einer Pandemie entschloss, die Spiele stattfinden zu lassen. Leider kommt in den Beiträgen die positive Seite dieses bedeutendsten Sportanlasses für Athletinnen und Athleten viel zu kurz. Von einer «seelenlosen Demonstration der Macht», «olympischer Doppelmoral», einem «Blankoscheck für Propaganda» ist die Rede. Zu Untermauerung der einseitigen Berichterstattung werden auch gleich noch zwei Artikel über den chinesisch-russischen «Schulterschluss» nachgereicht.

Ich war noch nie in China, befasse mich aber seit vielen Jahren mit der chinesischen Kultur und unterhalte eine langjährige Freundschaft mit einem chinesischen Ehepaar. Am Freitag sass ich ebenfalls vor dem Fernseher und genoss die Eröffnungsfeier der XXIVWinterolympiade in Beijing. Im Unterschied zu den kritischen Voten in den Medien war ich von den Darbietungen begeistert und auch die Rede von IOC Präsident Thomas Bach enthielt unzählige aktuelle Hinweise auf die Bedeutung solcher sportlichen Grossanlässen sowie deren möglichen positiven Auswirkungen auf die Weltgemeinschaft. Klar, es wäre schön, wenn der Sport in Zukunft noch mehr die Politik beeinflussen würde und nicht umgekehrt. Aber zur Durchführung einer Olympiade braucht es mehr als vage Visionen, sondern Staaten, die bereit und fähig sind, sich über Jahre der Vorbereitung und Durchführung eines solchen Anlasses anzunehmen. Wir sollten als Teil der westlichen Welt nicht grundsätzlich alles andere als westliche Werte in Bausch und Bogen verurteilen, sondern die Kompetenzen anderer Kulturen respektieren und verstehen lernen. Insofern war die Olympia-Kolumne von Livio Wenger das eigentliche Highlight für mich, denn in seinem Beitrag ging es um das Wichtigste an Olympia: den Sport!

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