Elektronisches Patientendossier (EPD)

Während wir seit Jahren von einer Digitalisierungswelle sprechen und global relevante und auch persönliche Daten gesammelt werden – ob wir uns dessen bewusst seien oder nicht – wird bei wichtigen Projekten auf die Bremse getreten: beim e-Voting und EPD beispielsweise geht es nur harzig voran, obwohl andere Staaten in diesen Bereichen grosse Vorarbeit geleistet haben und viel weiter sind. In der Schweiz meinen wir einmal mehr, das Rad neu erfinden zu müssen. Einzelne Kantone und Firmen entwickeln Software-Applikationen, die in die richtige Richtung zielen, aber sie kommen nicht vom Fleck. Kein Wunder, denn in der IT löst jeder Entwicklungsschritt zahlreiche weitere Optionen aus, auf die rasch reagiert werden muss, um zukünftige Lösungen nicht zu verschlafen. Wer zudem glaubt, wir müssten wie früher eine Lösung für die nächsten 20 Jahre finden, liegt falsch. IT-Lösungen sind heutzutage dynamisch, d.h. sie unterliegen zwangsläufig einem permanenten Entwicklungsprozess. Während wir auf der Hardwareseite im besten Fall einen PC, ein Smartphone oder ein iPad während einiger Jahre einsetzen können, kommen auf der Softwareseite monatlich, gelegentlich sogar wöchentlich neue Updates auf den Markt und auf unsere Geräte. Ganz selbstverständlich und ohne grossen Aufwand – ein Click, und die neue Software wird im Hintergrund installiert. Solange, bis uns das meldet, dass es die allerneuste Version nicht mehr laden kann. Dann wird es Zeit für eine Neuanschaffung auf der Hardwareseite.

Was sollten wir daraus fürs EPD lernen? Wir können weitere 10 oder 20 Jahre lang weiter experimentieren und testen, ohne je eine definitive Lösung zu finden. Der Anspruch auf eine endgültige Perfektion ist illusorisch und verhindert geradezu eine Lösung und kostet die Gesellschaft Milliarden. Es braucht jetzt einen politischen Entscheid (Volksabstimmung) sowie die Berücksichtigung einer einfachen Anwendbarkeit sowie einer grösstmöglichen Sicherheit, damit dieses Projekt vorangetrieben werden kann. Bund und Kantone sind gefordert und müssen im Verbund mit Hochschulen und Industrie Lösungen erarbeiten. Notfalls wird es in einem ersten Schritt einen Flickenteppich geben (Konkurrenz belebt das Geschäft), bis sich die beste Lösung durchsetzen wird. Vielleicht wird auch uns Patientinnen und Patienten individuell ermöglicht, auf ein EPD umzusteigen. Die Erfahrungen werden zeigen, in welche Richtung die Reise mit dem EPD gehen wird.

Bildquelle: https://www.patientendossier.ch/privatpersonen

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert