Die USA im Wahlkampffieber

Der turbulente Präsidentschaftswahlkampf in der USA schlägt praktisch wöchentlich Kapriolen, für welche die Medien äusserst dankbar sind. Zwischen Fussball-EM und den Olympischen Spielen in Paris füllen die Beiträge über “lame duck” Joe Biden und “old” Donald Trump die Zeitungsseiten und digitalen Foren. Und neuerdings ist auch die Vize Kamala Harris innert Tagen zum Liebling der Leitmedien geworden. Dies, nachdem man sie in den vergangenen 3 1/2 Jahren im Abseits stehen liess und als wenig zugkräftig betrachtete. Ganz anders erhält sie nun auf demokratischer Seite jene Unterstützung, die sie sich wohl schon seit ihrer Wahl 2020 gewünscht hatte. Ihre Dossiers, die sie von Biden zugesprochen erhielt, dienten keineswegs für eine fulminante Karriere und niemand rechnete mit ihrer Kandidatur, bis vor wenigen Tagen Biden seinen Ausstieg aus dem Wahlkampfrennen und den Verzicht auf eine zweite Amtszeit ankündigte. So schnell, wie sich die Politik und mit ihr Politikerinnen und Politiker heutzutage zu drehen und zu wenden imstande sind, ebenso rapide passen sich die Medien den veränderten Umständen an und profitieren letztlich mit ihrer dynamischen Berichterstattung von exzellenten Einschaltquoten und Verkaufserlösen. Bevor Kamala Harris als offizielle Kandidatin der Demokraten gegen Trump antreten kann, wird sie bereits in den Zweikampf mit Letzterem geschickt. Ihre Beliebtheit erhöht sich dadurch im Stundentakt, obwohl bis vor wenigen Tagen wenig bis gar nichts über sie berichtet wurde. Wie nachhaltig die jetzt geäusserten Aussagen über sie sind, sei dahingestellt. Sympathisch wirkt sie auf jeden Fall – sympathischer jedenfalls als der ehemalige Präsident Trump. Aber ob ihr Lächeln anlässlich ihrer ersten Auftritte ausreichen wird, um die Amis für die Weiterführung von Bidens demokratischer Politik zu motivieren, ist unklar. Dass die Welt heute aufgrund von militärischen Konflikten und Wirtschaftskriegen unsicherer geworden ist, geht vor allem auf die USA zurück und deren Vormachtstellung innerhalb der NATO. Auch an der diplomatischen Front vermisse ich schon seit längerer Zeit ein Engagement der US-Regierung für Friedensbemühungen im Osten (Ukraine und Gaza). Dass Europa unter der US-Hegemonie mehr denn je kuscht, ist für mich unverständlich. Ausserdem dürfte auch eine Kamala Harris die gleichen Einflüsterer haben wie der gesundheitlich angeschlagene Biden. Sollten die Demokraten am 5. November das Rennen machen, dann heisst es einmal mehr: “Im Westen nichts Neues”. Sollte jedoch Trump und seine Republikaner gewinnen, halte ich nicht unbedingt gefährliche, aber mindestens überraschende Entwicklungen für möglich.

Bildquelle: Stern

 

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