Die Stimme des Regenwaldes

Winterzeit ist nicht nur Lesezeit, sondern immer auch Filmzeit, sei es nun, um sich alte oder neue Streifen anzuschauen. Auch die Aufnahmen von Spielfilmen oder TV-Sendungen auf der TV-Box stapeln sich zuhauf, und wenn man sie nicht jetzt während der dunklen Jahreszeit schaut, wann dann? Mit dem Schweizerfilm Bruno Manser, der seit Kurzem im Kino, im Fernsehen und auch auf Play Swiss läuft, hat es eine andere Bewandtnis. Er führt uns zurück in die 1970er und 1980er Jahre, als der Name Bruno Manser eine ungewohnte, neuartige Bedeutung erlangt hat. Seine Auftritte, Aktionen und Reisen in den Urwald von Malaysia erregten nicht nur kurzfristiges Aufsehen, sondern weckten das Bewusstsein, dass die Industriestaaten nicht weiterhin unseren Planeten ausbeuten und zerstören durften. Die Drittweltländer, wie sie damals genannt wurden, nahm man auf einmal nicht mehr nur als Rohstofflieferanten und billige Urlaubsländer wahr, sondern plötzlich stand das Elend der dortigen Menschen im Mittelpunkt des Interesses, und damit kamen auch jene Interessenskonflikte zur Sprache, welche die Politik bis heute nicht endgültig zu lösen vermochte.

Dass nun der erwähnte Film diese Probleme auf eine subtile und gleichzeitig sachliche Art und Weise darzustellen vermag, ist eine tolle Leistung aller Beteiligten. Sowohl die Story als auch die Interpret*innen sowie die Aufnahmen konfrontieren das Publikum direkt und unverfälscht mit der schwierigen Situation, in die sich Bruno Manser damals manövrierte. Er zeigt aber auch seine Hartnäckigkeit und sein Engagement für die Sache der Penan, dem Urwaldvolk, dem er sich während Jahren anschloss und für das er gekämpft hat. Insofern hat er uns als westliche Gesellschaft aufgezeigt, dass wir den Umgang mit anderen Kulturen nicht nur überdenken, sondern auch verändern müssen.

Mansers Verschwinden wird auch im Film kurz beleuchtet, aber von Spekulationen wird glücklicherweise abgesehen. Denn eines ist klar: Es war sein Leben, durch das er unsere Wahrnehmungen beeinflusst und verändert hat, und nicht sein Tod. So gesehen dürfen wir beim Anschauen dieses Films auch uns selber überlegen, wie unser Dasein unsere Mitwelt prägt und allenfalls verändert.

Link zum Bruno Manser Fonds: https://zewo.ch/de/npo-detail/?relief_organization=bruno-manser-fonds

Peter Joos

14. Januar 2022

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