Der Film des Schweizer Filmemachers Milo Rau “Das Neue Evangelium” steht in der Tradition der Christusfilme und unterscheidet sich trotzdem völlig von seinen Vorgängern. Einerseits erzählt er die Passionsgeschichte Christi so, wie wir sie kennen. Andererseits rückt er gleichzeitig das Elend der Feldarbeiter*innen in Italien in den Fokus, welche als nordafrikanische Migrant*innen ins Land kommen und dort gnadenlos ausgebeutet werden. Was Milo Rau sehr gut gelingt, sind die beiden Handlungsstränge miteinander zu verbinden: Auf der einen Seite folgen wir dem Spielfilm rund um die Passion Christi, auf der anderen Seite zeigt der dokumentarische Teil eindrücklich die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Migrant*innen auf den Tomatenplantagen Italiens. Verschiedene Aspekte der biblischen Erzählung werden dabei mit den aktuellen Verhältnissen in einem EU-Mitgliedstaat verglichen und umgekehrt. Das verstärkt die Aussage des Films auf beiden Seiten bzw. Ebenen und lässt ihn in der Tat zu einem heutigen Testament gegen Ausbeutung und Unterdrückung werden. Dass die Filmarbeiten dabei nicht immer ungestört ablaufen konnten, wird ebenfalls schonungslos aufgezeigt. Doch auch der versöhnliche Schluss lässt Hoffnung aufkeimen, dass sich Raus Engagement mit diesem Film für Menschenwürde und Gerechtigkeit lohnt.
Der Film läuft im Kino, kann jedoch auch gegen Bezahlung online gestreamt werden: https://dasneueevangelium-film.ch
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