«Macht den zun nit ze wiit» – Macht den Zaun nicht zu weit – soll der Schweizer Nationalheilige Niklaus von Flüe im Dezember 1481 empfohlen haben, als ihn Abgesandte der Tagsatzung in höchster Not um Rat baten. Ein Ratschlag, der auch gerade in der heutigen Zeit für verschiedene Staaten und Mächte gilt, die sich um eine regionale oder gar globale Hegemonie streiten.
Da wäre zuerst Russland, das sich mit seinem Angriff auf die Ukraine international selber ins Abseits gestellt hat. Der geeinte Westen stellt sich Russland entgegen, mit Worten, Sanktionen und Waffenlieferungen an die Ukraine. Russland sollte sich den Rat von Bruder Klaus zu Herzen nehmen und sich auf ein Plebiszit in den Ostukraine einlassen, damit deren Einwohner*innen selbständig über ihr Schicksal entscheiden können.
Den Zaun nicht zu weit machen gilt jedoch auch für die NATO, die nach der Osterweiterung nun auch eine Norderweiterung mit Finnland und Schweden anstrebt. Damit könnten die Raketenstellungen der NATO an die westlich-russische Grenze herangeschoben werden, was das bisherige Gleichgewicht zwischen Ost und West erheblich stören dürfte. Die treibende Kraft hinter den NATO-Interessen sind zweifellos die USA, gehorsam unterstützt von einer EU, die jedoch nicht immer mit einer Stimme spricht.
Auch die Schweiz sucht nach einer Haltung im vorliegenden Konflikt, die in eine Debatte um unsere bewaffnete Neutralität ausgeufert ist. Von einer Anpassung der Neutralitätspolitik ist die Rede, wie wenn diese eine verhandelbare Ware wäre. Für mich ist es jedoch ein Spiel mit dem Feuer! Wenn wir unsere 1815 zugesprochene Neutralität aufgeben, werden wir zum (kleinen) Spielball von Grossmächten und Bündnissen. Da vertraue ich lieber auf die Präambel unserer Bundesverfassung, wo es heisst: «Im Namen Gottes des Allmächtigen!» Diesen Bund gilt es einzuhalten, denn nur er garantiert unser Wohlergehen, als Menschen wie auch als Staat.
Bildquelle: Die Schweiz als Friedensinsel und ihre Guten Dienste. In Basel von X. Wehrli publizierte Postkarte, 1917 (Schweizerisches Nationalmuseum, Zürich)
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