Respekt für eine starke Frau

Offenbar ist es heutzutage ein Verbrechen, erschöpften und verzweifelten Menschen Nothilfe zukommen zu lassen. Was die Kapitänin der Sea-Watch 3 gemacht hat, verdient allerhöchsten Respekt und es braucht eine gehörige Zivilcourage, sich den Anweisungen der italienischen Behörden zu widersetzen. Sie hat gehandelt wie der gute Samariter in der Bibel, der dem Opfer Hilfe leistet, unabhängig von Religion, Kultur oder gesellschaftlichem Status. Auch das Rote Kreuz verpflichtet sich, die Not aller Konfliktparteien gleichermassen zu lindern. Wer nun politische Argumente gegen Carola Rackete ins Feld führt, begibt sich weit weg vom gesunden Menschenverstand. Nachdem mehrere Staaten sich bereit erklärt hatten, die Flüchtlinge aufzunehmen, gab es keinen Grund mehr, noch länger auf offenem Meer zu verharren und die ohnehin prekäre Situation der Menschen auf der Sea-Watch 3 noch zu verlängern. Dass nun ausgerechnet Italiens Aussenminister Matteo Salvini Gift und Galle spuckt, erstaunt weniger und es zeigt überdies klar und deutlich auf, dass die EU nach wie vor noch immer nicht in der Lage ist, die Flüchtlingsströme zu steuern. Es ist bestimmt keine einfache Aufgabe, aber wenn jetzt eine junge Kapitänin für ihr mutiges Verhalten in einer Notsituation geopfert wird, erachte ich dies als Eingeständnis des Versagens und als Hohn für die europäische Politik insgesamt.

Peter Joos

30. Juni 2019

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